GraphQL vs. REST: Die passende API für unterschiedliche Anwendungsfälle

Shanice Ehioghiren

Entwicklungsstrategie

In der Web- und App-Entwicklung stehen zwei Hauptarchitekturen für APIs zur Verfügung: GraphQL und REST. Beide haben ihre Vorteile, Herausforderungen und idealen Einsatzbereiche, aber die Frage, welche API die bessere Wahl ist, hängt stark vom jeweiligen Anwendungsfall ab. Entwickler und Unternehmen müssen sich bei der Wahl der richtigen Architektur vor allem auf die spezifischen Anforderungen ihres Projekts konzentrieren, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.

Ein Rückblick auf REST: Der stabile Klassiker

REST (Representational State Transfer) hat sich seit seiner Einführung als Standard für APIs etabliert und ist nach wie vor weit verbreitet. Es basiert auf dem HTTP-Protokoll und folgt klar definierten Prinzipien wie der Nutzung von Endpunkten und HTTP-Methoden (GET, POST, PUT, DELETE). RESTful APIs werden vor allem aufgrund ihrer Einfachheit und Stabilität geschätzt.

Warum REST in vielen Fällen gut funktioniert:

REST ist besonders in Szenarien nützlich, in denen die Datenstrukturen klar definiert und stabil sind. Die Möglichkeit, Ressourcen über festgelegte Endpunkte anzusprechen, ist ideal für Projekte, in denen vorhersehbare und wiederkehrende Datenanforderungen bestehen. Ein E-Commerce-Shop, der Produktlisten, Benutzerprofile und Bestellhistorien verwaltet, ist ein klassisches Beispiel für einen Anwendungsfall, in dem REST glänzt.

Darüber hinaus ist REST sehr gut in bestehende Caching-Mechanismen integriert. Da jeder Endpunkt in REST eine klare URL und Antwortstruktur hat, lassen sich diese leicht zwischenspeichern. Dies führt zu einer verbesserten Performance, besonders bei stark frequentierten APIs, wie beispielsweise öffentlichen APIs für Wetterdaten oder Finanzmarktdaten.

Der flexible Aufsteiger: GraphQL

GraphQL wurde 2015 von Facebook entwickelt, um einige der Limitierungen von REST zu umgehen. Eines der größten Probleme bei REST ist das sogenannte Overfetching und Underfetching. Overfetching tritt auf, wenn eine API mehr Daten liefert, als der Client tatsächlich benötigt, während Underfetching bedeutet, dass der Client zusätzliche API-Aufrufe machen muss, um alle benötigten Daten zu erhalten.

GraphQL löst dieses Problem durch seine flexible Abfragestruktur. Mit einer einzigen Abfrage können Entwickler genau die Daten anfordern, die sie brauchen – nicht mehr und nicht weniger. Diese Eigenschaft macht GraphQL besonders für Anwendungen attraktiv, die mehrere verschiedene Clients bedienen müssen, wie Web-Apps, mobile Apps oder IoT-Geräte.

Ein weiterer Vorteil von GraphQL ist seine Möglichkeit zur Navigation durch komplexe Datenstrukturen. Während REST für jede Datenbeziehung separate Endpunkte erfordert, kann in GraphQL alles in einer einzigen Abfrage verknüpft werden. Ein typisches Beispiel wäre ein Dashboard für eine SaaS-Anwendung, das Daten aus mehreren Quellen dynamisch zusammenführen muss.

Wo REST besser geeignet ist

Obwohl GraphQL in vielen Fällen leistungsfähiger erscheinen mag, gibt es dennoch Szenarien, in denen REST nach wie vor die bessere Wahl ist. Einer der Hauptgründe ist die Einfachheit von REST. In kleineren Projekten oder solchen, bei denen die Datenanforderungen statisch und einfach sind, kann die zusätzliche Komplexität von GraphQL überflüssig erscheinen.

Auch wenn es um Public APIs geht, die einer breiten Nutzerschaft zur Verfügung gestellt werden, ist REST häufig die bevorzugte Wahl. Diese APIs müssen oft auf große Mengen von Anfragen reagieren und profitieren stark von RESTs Caching-Mechanismen. Hinzu kommt, dass REST-APIs in den meisten Entwicklungs-Frameworks tief integriert sind und eine weite Unterstützung genießen, was die Implementierung und Wartung erleichtert.

Ein weiterer Bereich, in dem REST brilliert, ist die Fehlerbehandlung. Mit klaren HTTP-Statuscodes (wie 404 für „Nicht gefunden“ oder 500 für „Interner Serverfehler“) bietet REST eine standardisierte und leicht verständliche Fehlerkommunikation. In GraphQL erfolgt das Fehlermanagement oft innerhalb der Antwortstruktur, was das Debuggen erschweren kann.

Wann GraphQL die bessere Wahl ist

GraphQL zeigt seine Stärken in Anwendungen, bei denen es auf Flexibilität und Effizienz ankommt. In großen Teams oder Projekten, die eine Vielzahl von Clients mit unterschiedlichen Datenanforderungen bedienen, kann GraphQL die Komplexität verringern, indem es Entwicklern ermöglicht, nur die Daten abzufragen, die sie benötigen. Dies führt zu einer optimierten Netzwerkkommunikation, insbesondere bei mobilen Apps, bei denen Bandbreite oft eine knappe Ressource ist.

Ein weiteres starkes Argument für GraphQL ist seine Fähigkeit, Änderungen in der API zu verwalten, ohne neue Versionen erstellen zu müssen. Während bei REST neue API-Versionen veröffentlicht werden müssen, wenn sich die Datenstruktur ändert, bleibt GraphQL flexibel, indem es Clients ermöglicht, ihre Abfragen selbst zu definieren. Dies kann in agilen Umgebungen, in denen sich Anforderungen schnell ändern, wertvolle Entwicklungszeit sparen.

Ein typisches Beispiel für eine erfolgreiche GraphQL-Implementierung sind moderne Content-Management-Systeme (CMS), die Inhalte an verschiedene Frontend-Plattformen ausliefern müssen. Die flexible Natur von GraphQL ermöglicht es, verschiedene Abfragen für unterschiedliche Plattformen wie Websites, mobile Apps oder sogar Smart-TVs zu erstellen, ohne dabei den zugrunde liegenden Code ändern zu müssen.

Die hybride Lösung: Beides kombinieren

Es gibt Situationen, in denen weder GraphQL noch REST allein die perfekte Lösung darstellen. In solchen Fällen kann ein hybrider Ansatz sinnvoll sein, bei dem beide Technologien in einem Projekt eingesetzt werden. Ein Beispiel könnte eine API sein, die sowohl interne als auch externe Nutzer bedient. Während REST die stabile und cachefähige Lösung für externe Anfragen bietet, könnte GraphQL intern für komplexere, dynamische Abfragen verwendet werden.

Ein hybrider Ansatz kann auch sinnvoll sein, wenn ein Unternehmen bereits eine große REST-API-Infrastruktur besitzt und diese nicht vollständig umstellen möchte. Hier könnte GraphQL für spezifische Anwendungsfälle implementiert werden, während REST weiterhin die Grundlage bildet.

Fazit: Die richtige Wahl hängt vom Anwendungsfall ab

Obwohl sowohl GraphQL als auch REST leistungsstarke Werkzeuge für die API-Kommunikation sind, gibt es keinen „besten“ Ansatz für alle Fälle. Die Wahl der richtigen API-Architektur hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab: der Komplexität der Daten, der Anzahl der Clients, der Flexibilität der Abfragen und der Notwendigkeit einer effizienten Netzwerkkommunikation.

REST bleibt die bewährte, stabile Wahl für Projekte mit klar definierten Datenanforderungen und großem Fokus auf Skalierbarkeit und Caching. GraphQL hingegen glänzt in Szenarien, in denen Flexibilität und Datenabfrage-Effizienz von entscheidender Bedeutung sind.

Für Entwickler und Unternehmen ist es wichtig, beide Technologien zu kennen und in der Lage zu sein, sie situationsabhängig einzusetzen. In einer dynamischen Entwicklungsumgebung, in der sich Anforderungen ständig ändern, ist die Flexibilität in der Wahl der richtigen API-Architektur von zentraler Bedeutung.

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