Von Angular zu React: Ein strategischer Wechsel

Jan Klaedtke

Entwicklungsstrategie

Framework

Als langjähriger Verfechter von Angular habe ich das Framework immer wegen seiner klaren Strukturen und festen Muster geschätzt. Angular gilt als sogenanntes „opinionated Framework“, was bedeutet, dass es Entwicklern vordefinierte Vorgehensweisen vorgibt. Diese klare Struktur bietet viele Vorteile, insbesondere in großen Entwicklungsteams und in Enterprise-Umgebungen, wo Konsistenz und Wartbarkeit eine große Rolle spielen. Es ist kein Geheimnis, dass ich ein starker Befürworter solcher Frameworks bin, weil sie helfen, Spaghetti-Code und chaotische Projekte zu verhindern. Die festgelegten Strukturen und die enge Kopplung an Designmuster machen Angular zu einer stabilen Lösung für große Unternehmen, in denen klare Richtlinien und Robustheit im Vordergrund stehen.

Doch trotz all dieser Vorteile haben wir uns aus strategischen Gründen dazu entschlossen, für unsere internen Projekte einen Wechsel zu React vorzunehmen. Dieser Schritt mag auf den ersten Blick wie ein Bruch mit meinen bisherigen Überzeugungen wirken, aber er ist eine wohlüberlegte Entscheidung, die auf den spezifischen Anforderungen unseres Teams und unserer Projekte basiert.

Warum wir uns ursprünglich für Angular entschieden haben

Um den Wechsel zu React besser zu verstehen, ist es wichtig, die Vorzüge zu betrachten, die uns ursprünglich zu Angular geführt haben. Angular ist ein vollständiges Framework, das von Anfang an eine klare Struktur für den gesamten Entwicklungsprozess bietet. Von der Datenbindung über Routing bis hin zur Formvalidierung bietet Angular ein umfangreiches Set an Tools, die in einem großen Team helfen, einen einheitlichen Workflow zu etablieren.

Ein weiterer Vorteil von Angular ist die Unterstützung durch Google, das Unternehmen hinter dem Framework. Dieser Support, gepaart mit der langen Lebensdauer und Stabilität des Frameworks, hat uns immer die Sicherheit gegeben, dass wir auf eine bewährte und zukunftssichere Technologie setzen.

Vor allem in Enterprise-Projekten war Angular lange Zeit die erste Wahl, da es dank seiner strengen Architektur hervorragend geeignet ist, große und komplexe Anwendungen zu entwickeln und langfristig zu pflegen. In solchen Umgebungen spielen Flexibilität und Freiheit oft eine untergeordnete Rolle, da Konsistenz und Wartbarkeit wichtiger sind.

Warum der Wechsel zu React?

Trotz all dieser Vorteile von Angular haben wir uns entschieden, auf React umzusteigen. Diese Entscheidung wurde nicht leichtfertig getroffen und basiert auf einer Vielzahl von Faktoren, die für unsere spezifischen Bedürfnisse und Projekte von Bedeutung sind. Der entscheidende Faktor für den Wechsel war das enorme Ökosystem von React und die breite Verfügbarkeit von Entwicklertalenten, die mit React vertraut sind.

1. Das React-Ökosystem

React ist heute eines der meistgenutzten Frontend-Frameworks weltweit. Der Grund dafür liegt unter anderem in seiner Flexibilität und dem weitreichenden Ökosystem an Bibliotheken und Tools, die auf React basieren. Während Angular eine klare, aber manchmal starre Struktur vorgibt, bietet React Entwicklern die Freiheit, eigene Architekturentscheidungen zu treffen und die passenden Tools für jedes spezifische Projekt auszuwählen.

Das React-Ökosystem wächst kontinuierlich, und es gibt eine riesige Auswahl an vorgefertigten Lösungen für fast jedes Problem. Egal, ob es sich um State-Management (z.B. Redux), Routing (z.B. React Router) oder serverseitiges Rendern (z.B. Next.js) handelt – für jede Anforderung gibt es in der Regel mehrere etablierte Bibliotheken. Dieses breite Ökosystem gibt uns die Flexibilität, schnell auf veränderte Anforderungen zu reagieren und die passende Lösung für jedes Problem zu finden. Das ist besonders in Umgebungen wichtig, in denen Time-to-Market eine große Rolle spielt.

2. Entwicklerverfügbarkeit und -flexibilität

Ein weiterer entscheidender Grund für unseren Wechsel zu React ist die Verfügbarkeit von Entwicklertalenten. React ist nicht nur weit verbreitet, sondern wird auch von einer großen und lebendigen Entwickler-Community unterstützt. Das bedeutet, dass es einfacher ist, qualifizierte Entwickler zu finden, die bereits mit React vertraut sind.

Für uns ist dies ein strategischer Vorteil, da wir in einem kleinen und überschaubaren Team arbeiten. Die Möglichkeit, schnell und unkompliziert neue Entwickler zu finden, die sofort produktiv arbeiten können, ist für uns von großer Bedeutung. Außerdem erleichtert React die Zusammenarbeit zwischen Entwicklern, da es weniger Meinungsverschiedenheiten über Architekturen gibt, weil React von Natur aus flexibel ist und auf bewährte, aber dennoch anpassbare Prinzipien setzt.

3. Flexibilität und Skalierbarkeit mit React und Next.js

Eine der Stärken von React liegt in seiner Flexibilität, was auch bedeutet, dass es mit verschiedenen Architekturen und Entwicklungsansätzen kombiniert werden kann. Für unsere Projekte haben wir uns entschieden, React zusammen mit Next.js zu verwenden. Next.js ist ein Framework für serverseitiges Rendering und statische Webseiten-Generierung, das React um zusätzliche Funktionen erweitert und eine hohe Skalierbarkeit ermöglicht.

Mit Next.js profitieren wir von einer optimierten Performance und einer besseren Suchmaschinenoptimierung (SEO), da die Seiteninhalte serverseitig gerendert werden, bevor sie an den Browser gesendet werden. Dies ist besonders für Projekte von Vorteil, bei denen schnelle Ladezeiten und SEO eine wichtige Rolle spielen. Zudem bietet Next.js integrierte Lösungen für Routing, Bildoptimierung und API-Routen, was die Entwicklung von komplexen Anwendungen weiter vereinfacht.

Die Kombination aus React und Next.js ermöglicht es uns, flexibel auf neue Anforderungen zu reagieren, die Performance unserer Anwendungen zu optimieren und gleichzeitig die Skalierbarkeit unserer Projekte sicherzustellen. Durch den Einsatz dieser Technologien können wir schneller entwickeln und gleichzeitig sicherstellen, dass unsere Anwendungen zukunftssicher sind.

Die Wahl der richtigen Technologie ist immer situationsspezifisch

Es gibt keine „one size fits all“-Lösung, wenn es um die Wahl des richtigen Frontend-Frameworks geht. Die Wahl zwischen Angular und React hängt stark von den spezifischen Anforderungen eines Projekts ab. Während Angular aufgrund seiner klaren Strukturen und Richtlinien nach wie vor in großen Enterprise-Projekten die bessere Wahl sein kann, haben wir uns für React entschieden, weil es in unserer spezifischen Situation besser zu unseren Anforderungen passt.

Der Wechsel zu React basiert auf der Notwendigkeit, schnell und effizient arbeiten zu können, ohne auf die Flexibilität eines umfassenden Ökosystems zu verzichten. In einem kleinen Team mit begrenzten Ressourcen war es für uns entscheidend, eine Lösung zu finden, die es uns ermöglicht, schnell auf Marktveränderungen zu reagieren und gleichzeitig von der großen Verfügbarkeit an Entwicklertalenten zu profitieren. React bietet uns genau das: die Freiheit, unsere Projekte agil zu gestalten, ohne uns in starren Strukturen zu verlieren.

Fazit

Der Wechsel von Angular zu React war für uns eine strategische Entscheidung, die auf den Anforderungen unserer internen Projekte und der Notwendigkeit basiert, schnell und flexibel zu arbeiten. Obwohl Angular nach wie vor ein hervorragendes Framework für große und strukturierte Projekte ist, bietet uns React in Kombination mit Next.js die Flexibilität und Skalierbarkeit, die wir benötigen. Mit dem riesigen Ökosystem und der breiten Entwicklerbasis von React sind wir in der Lage, unsere Projekte effizienter zu gestalten und auf zukünftige Herausforderungen vorbereitet zu sein.

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